Von Lena Widmann
Ob Frauen wirtschaftliche unabhängig sind und sein können, entscheidet sich oft schon sehr früh: Der Berufseinstieg beeinflusst die eigenständige Existenzsicherung im weiteren Lebensverlauf maßgeblich. Wie Interessenvertretungen dabei mitwirken können, thematisiert ein Workshop des DGB-Projektes „Was verdient die Frau? Wirtschaftliche Unabhängigkeit!“.
Frauen wie Männer haben es verdient wirtschaftlich unabhängig zu sein – in allen Phasen des Erwerbslebens. Frauen weht auf dem Arbeitsmarkt allerdings immer noch ein anderer Wind entgegen: Zwei von drei berufstätigen Frauen können sich auf lange Sicht nicht selbst finanzieren.
„Schlimm genug!“, findet das DGB-Projekt „Was verdient die Frau? Wirtschaftliche Unabhängigkeit!“ und betrachtet die Chancen und Stolpersteine für Frauen auf dem Weg zur eigenständigen Existenzsicherung. Dabei umfasst das Projekt wichtige Stationen des Lebensverlaufs – vom Berufseinstieg über die Familienphase bis zum Wiedereinstieg. Der Berufseinstieg als erste Etappe ist für die wirtschaftliche Unabhängigkeit ausschlaggebend, denn Entscheidungen zu diesem Zeitpunkt haben langfristige Auswirkungen.
Anhand der Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern werden die Folgen deutlich: Schon mit 25 Jahren verdienen Frauen etwa ein Zehntel weniger als Männer. Im weiteren Lebensverlauf klafft diese Lücke auf bis zu 50 Prozent Lohnunterschied auseinander. Um dem entgegenzuwirken, müssen die verantwortlichen Stellschrauben für die eigenständige Existenzsicherung von Frauen schon beim Eintritt ins Erwerbsleben identifiziert und justiert werden.
An der Qualifikation hapert es nicht, schließlich erzielen Mädchen inzwischen einen höheren Bildungsabschluss als Jungen. Dieser Vorteil verpufft allerdings oft schnell, denn Frauen sind häufiger in schlechter bezahlten Berufen zu finden, verharren in Positionen mit wenig Verantwortung und werden seltener be- und gefördert. Interessenvertretungen können hier ansetzen und den Berufseinstieg und erste Karriereschritte junger Frauen aktiv mitgestalten. Nur wie?
Das DGB-Projekt bietet Unterstützung und rückt insbesondere junge Frauen und deren Potenzial in den Fokus. Um dies zu bestärken, behandelt ein speziell auf Interessenvertreter/innen ausgerichteter Workshop verschiedene Aspekte rund um den Berufseinstieg:
Worüber stolpern Berufseinsteigerinnen schon vor oder bei der Einstellung? Wie können junge Frauen besser gefördert werden, welche Maßnahmen benötigen sie, um ihre Karriere gleichberechtigt zu starten? Und was können insbesondere die Interessenvertretungen dazu beitragen und welche Methoden einsetzen?
Der Workshop „Den Berufseinstieg geschlechtergerecht (mit)gestalten“ im Juni 2015 richtete sich an Mitglieder von Interessenvertretungen in Verwaltungen und auf betrieblicher Ebene. Gemeinsam und anhand von erfolgreichen Beispielen aus der Praxis feilten Betriebs- und Personalratsmitglieder, Gleichstellungsbeauftragte sowie Jugend- und Auszubildendenvertreter/innen an der Gestaltung von Karriereoptionen, Entgeltgleichheit und fairen Aufstiegschancen. Die erarbeiteten Werkzeuge und Handlungsmöglichkeiten zeigen auf, wie sie ihr Mitspracherecht effizient einsetzen können, um ihren (künftigen) Kolleginnen einen geschlechtergerechten Berufseinstieg und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu ermöglichen.
Dieser Artikel ist Teil des Infobriefs "frau geht vor" der DGB Frauen.