Frauen haben nicht die gleichen Chancen wie Männer Homeoffice zu nutzen. Wenn sie es tun, arbeiten sie unter schlechteren Bedingungen. Der Grundstein für die ungleiche Verteilung von Chancen und Risiken rund ums Homeoffice war bereits vor der Corona-Krise gelegt. Zu diesem Ergebnis kommt der DGB Index Gute Arbeit.
DGB/ FGF
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass Frauen seltener im Homeoffice arbeiten als Männer: 14 Prozent der weiblichen Befragten geben an, auch von Zuhause aus zu arbeiten, bei den männlichen Befragten sind es 22 Prozent. Eine naheliegende Erklärung ist, dass Frauen vermehrt in personennahen Dienstleistungen beschäftigt sind, in denen Arbeiten von zuhause nicht möglich ist. Beschäftigte in Teilzeit arbeiten seltener im Homeoffice. Nur 11 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen und 16 Prozent der teilzeitbeschäftigten Männer arbeiten von Zuhause aus. Oft wird die reduzierte Arbeitszeit damit begründet, dass sich Familie und Beruf besser unter einen Hut bringen lassen. Das könnte auch erklären, warum Homeoffice als Instrument zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie von Teilzeitkräften weniger stark nachgefragt wird.
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Die Chance von Zuhause arbeiten zu können, ist auch davon abhängig, ob der oder die Vorgesetzte die Beschäftigten unterstützt. Insgesamt erhält zwar ein Großteil der Beschäftigten Unterstützung. Dennoch geben Frauen häufiger als Männer an, bei ihren Vorgesetzten darauf verzichten zu müssen (21 Prozent im Vergleich zu 13 Prozent). Neben betrieblichen Regelungen, der Art der Arbeit und fehlenden Mitteln nennen knapp 40 Prozent aller Befragten, die gerne im Homeoffice arbeiten würden, ihre/n Vorgesetzte/n als Hindernis. Dieser Widerstand ist bei Frauen größer als bei Männern.
Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass es endlich einen verbindlichen Rahmen für die Arbeit im Homeoffice geben muss. „Wir stecken mitten in der Pandemie, und die Beschäftigten warten immer noch auf klare gesetzliche Regeln zum mobilen Arbeiten. Die Union sollte das Upgrade für mobiles Arbeiten nicht länger blockieren", sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. "Insbesondere Frauen würden von klaren gesetzlichen Regeln profitieren – und die sind wichtig, damit die Beschäftigten gleich behandelt werden. Denn allzu oft geht es offensichtlich nach dem Nasenprinzip: Frauen haben mit weniger Unterstützung der Vorgesetzen zu rechnen, wenn es darum geht, im Homeoffice zu arbeiten. Frauen bekommen von ihren Arbeitgebern weniger technisches Equipment zur Verfügung."
Klare Regeln - im Gesetz und im Betrieb
"Klare Regeln für gute Arbeitsbedingungen im Homeoffice sind auch wichtig, damit die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben nicht noch weiter verwischen", so Elke Hannack weiter. "Gerade im Homeoffice sind unbezahlte Überstunden und ständige Erreichbarkeit weit verbreitet. Frauen machen kürzere Pausen und können schließlich nach der Arbeit auch schlechter abschalten.
Darin spiegeln sich auch die zwischen Frauen und Männern ungleich verteilten Aufgaben der Kinderbetreuung und Hausarbeit wider. Frauen haben weniger Ressourcen, sich während oder nach der Arbeit zu erholen. Deshalb ist es wichtig, neben den gesetzlichen Regelungen für mobiles Arbeiten auch mittels Tarifverträgen und Mitbestimmung in Betrieben und Verwaltungen tätig zu werden. Damit kann sichergestellt werden, dass die Ausstattung im Homeoffice angemessen ist, Arbeitszeiten eingehalten, erfasst und vergütet werden und Homeoffice immer auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruht.“
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Sowohl Männer als auch Frauen sind im Homeoffice erhöhten Belastungen ausgesetzt, wie unbezahlte Überstunden oder Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit. Gleichzeitig eröffnen sich ihnen bessere Möglichkeiten, ihre Arbeitszeit zu gestalten. Allerdings sind die Belastungsfolgen zwischen Frauen und Männern ungleich verteilt: Frauen geben häufiger an, Erholungspausen zu verkürzen bzw. ausfallen zu lassen. Die Folge: Sie können noch häufiger als Männer schlecht abschalten.
Ein Grund dafür könnte in der ungleichen Verteilung von Sorgearbeit liegen: Frauen verrichten den größten Teil der unbezahlten Sorge- und Hausarbeit und wenden dafür im Schnitt mehr als anderthalbmal so viel Zeit auf wie Männer. Diese Sorgelücke, der sogenannte Gender Care Gap, beträgt rund 53 Prozent. Frauen stehen weniger (zeitliche) Ressourcen zur Verfügung, um sich neben bzw. nach der Erwerbsarbeit erholen zu können.
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